28.7.16

Tillbaka

Man hört das immer wieder. Dass man an Orte zurück kommen kann und plötzlich vergisst, wie viel Zeit verging seit man das letzte Mal dort war. Für mich waren es ungefähr zwei Jahre. In diesen zwei Jahren habe ich Schweden gehasst, Schweden vermisst, zu viel über Schweden geredet, Dinge aus Schweden vergessen, Dinge behalten, Kontakte gehalten, Kontakte verloren. Es ist viel passiert. Doch als ich tillbaka war, war es trotzdem wie nach Hause kommen.. nach längeren Ferien oder so.



Kurz nach dem Abi - Abiabiabiabituuuur- habe ich die freie Zeit genutzt, um mit meiner Mum für vier Tage nach Kopenhagen/Südschweden zu fliegen. Das hört sich jetzt knapp an, und das war es auch. Aber ich hatte einfach Schiss zurück zu kehren. Doch alle Ängste davor nichts mehr zu verstehen, sich fremd geworden zu sein oder sich fremd zu fühlen, waren überflüssig. Klar die Sprache war anfangs stockend und nicht mehr so fließend wie zuvor. Klar kannte ich nicht mehr alle Insider und klar war wieder stärker das Gefühl da -deutsch- zu sein. Aber die Freude alle zu sehen und das großartige Gefühl immernoch willkommen zu sein überwiegen das locker.



Die vier Tage waren also vollgestopft mit Programm. Ich versuchte meiner Mum alles in Kopenhagen, Malmö und Lund zu zeigen. Verbrachte einen Tag mit meiner alten Klasse bei Lasertag und Taccokväll. Ein Ausflug mit der Gastfamilie und abendliches Grillen. Und zack musste ich auch schon wieder nach Hause. Nicht mal Zeit zum shoppen hatten wir. :( :D


Das nächste Mal muss ich unbedingt mehr Zeit einplanen und habe mir vorgenommen noch mehr Ecken des wunderschönen Schweden zu erkunden. Als ich wieder dort war habe ich gemerkt, wie gut mir die Ruhe dieses Landes immer noch tut und, dass Sverige und sein schwedische Lebensgefühl immernoch in mir stecken. Leider manchmal etwas verborgen, aber irgendwann muss jeder Austauschschüler der Realität ins Auge sehen: Man kann sein Gastland nicht mit nach Hause nehmen, doch Wiedersehen ist immer möglich <3

Vi ses!!!
Larissa

29.11.14

Mi vida - als Gastschwester

Ich muss zugeben, als ich kurz vor Beginn des neuen Schuljahres von meinen Eltern zu hören bekam, dass ich eine Gastschwester aus Chile bekommen sollte, war ich eher weniger begeistert. Defintiv schlechtes Timing um eine weitere Unbekannte in mein Leben zu werfen. Ich  war noch voll in der wieder-eingewöhnungs-Phase und Bammel vor meiner neuen Stufen und dem deutschen Schulalltag überhaupt hatte ich auch. Durch das Kopromiss, dass Florencia in eine andere Schule gehen sollte, damit ich mich in der Schule voll auf mich selbst konzentrieren könne, freundete ich mich schließlich langsam mit der Idee an.

Florencia wohnte für 3 Wochen in meiner Familie, als ich in Schweden war, da sie vor der Ankunft in ihrer Gastfamilie einen von YFU organisierten Sprachkurs in Karlsruhe besuchte. Kurz vor dem Ende der Sommerferien wollte sie Gastfamilie wechseln und den Rest ihres Auslandsjahres wieder zu uns ziehen.

Unsere erste gemeinsame Zeit kann man mit einem Wort zusammenfassen: Gegenseitiges beschnuppen. (Upsa.. zwei Wörter^^) Für sie war neu, dass ich da war. Für mich war neu, dass meine Familie etwas Großes ohne mich erlebt hatte. Immer wieder erinnerten sich alle an Erlebnisse der früheren gemeinsamen 3 Wochen.. Ja, ich hatte vergessen, dass das Leben in Deutschland auch ohne mich weiter gegangen war. Es hatte sich wieder zurück angefühlt als wäre ich nie weg gewesen.. Als hätte ich etwas Großes erlebt während Deutschland auf mich wartete. Die Rückkehr auf den Boden der Realität war mit einem Gefühl von Eifersucht verbunden.
Aber als mein 'intelligenter' Bruder auf die Idee kam die erste selbstgepflanzte Chilli-Schote mit den Worten 'gar nicht scharf - wie Paprika' an Flo und mich zuverfüttern und wir danach beide mit Tränen in den Augen Öl löffelnd durch die Wohnung hüpften -> um die 'gar nicht scharfe' Schärfe zu lindern.. war das Eis gebrochen und ein Insider, über den wir alle lachen konnten, geboren.
"Was ist das? Ich kenne das nicht!" "Ne Flo probier ruhig. Ist lecker. Ist 'Gar nicht scharf'!"
Durch den mit der Schule verbundenen Stress war es nicht immer leicht die Zeit zu finden uns besser kennen zu lernen, aber nach und nach entdeckte ich trotzdem die mir vorher unbekannten Vorteile daran eine Schwester mit den gleichen Interessen zu haben. Shopping, Style-Beratung, Selfies, Feiern - alle Klischees erfüllt: check!

Jaa leider war das Taschengeld schon ausgeschöpft bevor der Monat überhaupt begonnen hatte^^

Auf der Kamera meiner Mum existieren höchstens 2 Fotos auf denen wir Selfie-machen zu sehen sind^^

Dancing all night long!

In den Ferien sind wir dann als Familie nach Malta geflogen. Flo und ich teilten uns ein Zimmer und bei nächtlichen Gesprächen stellte sich dann plötzlich wirklich das Gefühl ein eine Schwester zu haben.. eine mit der man über alles reden kann. Klar es gab/gibt manchmal Probleme mit dem Deutsch, da Flo noch nicht vollständig fließend ist, aber es ist auch wirklich witzig zu sehen wie sie mit dem Dialekt kämpft und schön zu hören wie sich ihr Wortschatz ständig erweitert. Als sie endlich verstanden hat wie man 'Hau rein!' verwendet. Daumen hoch! :D

Und da mein Bruder ja Spanisch in der Schule hat, kann ich ihn dank Flo jetzt sogar auf Spanisch anmeckern, wenn er mal wieder seinen Po (Verwechselt in Feliz Navidad niemals Año mit Ano (das heißt nämlich After..) Danke für den Hinweis Flo *schäm* :D) nicht vom PC wegbekommt. 'Vamos!'

Nochmal Sonne tanken bevor Flo im unglaublich kalten deutschen Winter erfrieren musste :D
Ja inzwischen sitze ich sogar manchmal lachend und freiwillig auf einem Fahrrad :D

Flos letzte Zeit in Deutschland wendeten wir dann darauf an ihr die süddeutsche Kultur ein Stückchen näher zu bringen (ihre alte Familie lebte in Norddeutschland). Es gab Zwiebelkuchen, Weißwürschte, Fleischkäse, Spätzle, Schupfnudeln (warum besteht Austausch eigentlich nur aus Essen?! ^^) und dann kurz bevor sie vorgestern Heim musste standen Weihnachtsbräuche auf dem Programm.
Im Gegenzug dazu führte sie Koriander, Avocado und Kaktusfeige fest in unsere Küche ein und am Chilenischen Nationalfeiertag luden Flo und Nelina (Austauschschülerin in Chile '13/'14) uns auf Chilenisches Barbecue mit typischer Musik, Cocktails und Co ein.

Augenmerk auf die chilenischen Flaggen

Augenmerk auf Flos Schal.. den hat sie vergessen.. ist jetzt meiner ;)

Augenmerk auf das Lebkuchenherz.. #typisch Deutsch

Danke Flo für den vielen Spaß den wir hatten!
War echt eine tolle Erfahrung eine Schwester zu haben!
Wir sehen uns in CHILE! <3
Und zum Schluss bleibt nur noch zu sagen:
Larissa

25.8.14

Nach Hause gehen ist wie den Rückwärtsgang nach einer Vollbremsung einzulegen.

Jetzt ist es vorbei. Das Landleben.. Das Fahrradfahren.. Das Jahr, das doch so endlos schien.. Das Abenteuer Auslandsjahr.. Ich bin wieder zurück.. Ich hab sie alle wieder: Mama, Papa, alle meine Liebsten.. Bahnen fahren jetzt wieder im 5min Takt.. Fernsehen ist synchronisiert.. Milch gibt es nur noch zum Frühstück.. Deutschland ist wie immer - nur ich bin es nicht. Oder doch?


Die letzte Zeit meines Austauschjahres bestand aus einem Reise Marathon. Erst YFU-Trip in Lappland, dann Midsommar in England, SightSeeing in London und zum Schluss das riesige Abschiedscamp "YES" in Berlin. Zum Tschüss sagen blieb kaum Zeit. Ähnlich wie bei meinem Abschied in Deutschland saß ich im Flieger bevor ich es überhaupt verstanden hatte. Berreuen tue ich das aber nicht. Traurige Abschiede sind meiner Meinung nach für Filme reserviert. Ich ziehe das eilige "Tschüssi - jetzt aber schnell bevor ich meinen Zug verpasse" eindeutig vor.

Lappland war eine Seite Schwedens wie ich sie mir niemals hätte vorstellen können. So unglaublich Menschenleer und wunderschön. Ich fühlte mich plötzlich so klein und unbedeutend als Mensch. War überwältigt von der Natur. Seen,Wälder, Berge, (Mitternachts)Sonne, Schnee, Wind, Tiere.. das volle Program! Das einzige was fehlte war ein Elch :(

Das Wandern ist des Austauschschülers Lust .. oder Tot - nach einem Jahr FIka ^^
Wir kämpften unszusammen durch vieles und zum Schluss sogar bis zum Ende der Welt! 2xLarissa + 1Jahr = <3
YES (Yes Europeen Seminar) war ein unbeschreibliches Erlebnis. Ein Haufen an Eindrücken, Gedanken, Gefühlen, Austauschschülern aus ganz Europa - ich fühlte mich zwischen 2 Leben festgehalten - mein Körper stellte auf Automatik - fast wie schlafwandelnd.Ich konnte einfach nicht fassen, was alles auf mich einstürmte. Wollte nicht verstehen, dass ich gerade auf dem Heimweg war. Workshops, Vorfreude, Panik, Abschied, Party.. und plötzlich stieg meine Larissa in ihren Bus nach Österreich. Lies mich das erste Mal seit 11 Monaten alleine.. Plötzlich trennten sich unserer Wege und plötzlich wurde mir bewusst, dass wirklich alles zu Ende war. Und genau an diesem Punkt kamen mir das erste Mal die lange verdrängten Tränen.

Die Fahrt nach Hause kam mir gleichzeitig ewig und zu kurz vor. Ich bekam bammel.. wusste nicht wie ich auf meine Familie reagieren würde.. und ein noch größeres Fragezeichen.. sie auf mich??? Andererseit wollte ich aber auch endlich diesen Zustand im nirgendwo zwischen Schweden und Deutschland beenden. Dieses nichts-halbes-nichts-ganzes-Gefühl - brrr.


Sobald unser Bus auch nur in die Nähe des Busparkplatzes, auf dem unsere Familien warteten, kam, brach Chaos aus. Jeder wollte so schnell wie möglich zu seine Eltern. Ich wollte sie nur noch endlich wieder in die Arme schließen. Alle Zweifel und Ängste waren wie weggefegt.

 
Und dann sind wir erstmal fett Yufka essen gegangen!
Mama und Papa - ihr wisst einfach wie ihr mich glücklich macht :D
Larissa